Hertigswalde ist ein Stadtteil der Großen Kreisstadt Sebnitz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Sachsen. Der Ort liegt an der Grenze zu Tschechien.
Geographie
Hertigswalde liegt im rechtselbischen Teil der Sächsischen Schweiz im Tal zu beiden Seiten des Hertigswalder Bachs, eines linken Nebenflusses der Sebnitz. Östlich des Ortes erhebt sich der Tanzplan, dessen knapp 600 Meter hoher Gipfel (Tanečnice) auf tschechischem Staatsgebiet liegt. Nördlich des Ortes liegen der 495 Meter hohe Kaiserberg und der 459 Meter hohe Buchberg, deren Hanglangen bewaldet sind. Südlich der Ortslage befindet sich eine Hochfläche mit der Lausitzer Verwerfung, die den geologischen Übergang zum Elbsandsteingebirge markiert. Entlang der dortigen Wasserscheide zwischen Sebnitz und Kirnitzsch verläuft in Ost-West-Richtung die Hohe Straße, eine alte Verbindung von Bad Schandau ins Böhmische Niederland.
Die Gemarkung Hertigswalde grenzt im Norden an Sebnitz an. Benachbart sind weiterhin dessen Ortsteile Hainersdorf im Westen, Lichtenhain im Südwesten, Ottendorf im Süden und Saupsdorf im Südosten. Östlich grenzt der Ortsteil Tomášov (Thomasdorf) der nordböhmischen Stadt Mikulášovice (Nixdorf) an.
Wichtigste Straße im Ort ist die von Lohmen über Hohnstein, Sebnitz, Hertigswalde und Saupsdorf nach Bad Schandau führende Staatsstraße 165. Von ihr zweigt unter dem Namen Ottendorfer Straße die Kreisstraße 8738 über Ottendorf ins Kirnitzschtal ab. An den ÖPNV ist Hertigswalde über die Buslinien 268 und 269 der Oberelbischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz angebunden.
In Hertigswalde befinden sich unter anderem das Sebnitzer Touristikzentrum mit Naturfreibad sowie zahlreiche Ferienhäuser und Ferienwohnungen. In der Ortsmitte steht ein altes Steinkreuz.
Geschichte
Der Ortsname ist, genau wie die Namen der meisten Orte in der Umgebung, nicht slawischen, sondern deutschen Ursprungs. Er setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen, die sich von einer Variante des Vornamens „Hartwig“ bzw. von „Wald“ ableiten lassen. Erstmals erwähnt wurde das Dorf 1446 als „Hertewigisswalde“;
Urkundlich belegt sind im 15. Jahrhundert und später verschiedene Schreibweisen des Ortsnamens: Hertewigisewalde 1446; Hertingeswalde 1451; Hertigiswalde 1451; Herttigswaldt 1547; Herttigswalde 1789; Hartiswalde, 1468 Hartswalde, 1468; Herwigswalde 1525; Hertigs Walda 1627; mundartlich:Harzwale, Hörzwalde.
Noch 1875 ist die Nebenform „Hertwigswalde“ bezeugt.
Hertigswalde entstand als Waldhufendorf im Zuge der Deutschen Ostsiedlung. Deutsche Siedler sollen in das Gebiet der sächsischen Schweiz rechts der Elbe im 12. und 13. Jahrhundert aus der Gegend um Bamberg und Würzburg eingewandert sein, und zwar über die Hohe Straße, die Wasserscheide zwischen der Sebnitz und der Kirnitzsch, in ein Gebiet, das einen Urwald glich und zwischen dem Siedlungsraum der Tschechen und der Sorben lag. Um 1450 scheint neben anderen Ortschaften auch Hertigswalde zur Herrschaft Wildenstein (Schloß der Birken von der Duba) auf dem Kuhstall gehört zu haben. 1451 kommt Hertigswalde mit der Herrschaft Wildenstein durch Tausch an den Kurfürsten Friedrich von Sachsen. Der Wettinische Besitz bildete nunmehr einen Teil des Kursächsischen Amtes Hohnstein. Hertigswalde wurde unmittelbares hohnsteinisches Amtsdorf. Als Amtsdorf unterstand es mit seiner rund 12,75 Hufen großen Waldhufenflur in grundherrschaftlicher, erbgerichtlicher und verwalterischer Hinsicht vom 16. bis ins 19. Jahrhundert direkt dem Amt Hohnstein. Eingepfarrt war und ist es dagegen nach Sebnitz, dessen Gerichtsamt 1856 außerdem die Verwaltung von Hertigswalde oblag. Im Silberbusch östlich des Ortes wurde Ende des 18. Jahrhunderts Bergbau betrieben.
Schon 1446 werden in Hertigswalde zwei Erbgerichte erwähnt. 1547 stellte es zum Heerwagen von Sebnitz zwei Knechte mit Geräte. 1561 zinst Lauxs Hempel, Lehnrichter, 16 Groschen 8 Pfennige von 100 Schock an das Amt Hohnstein. 1598 erläßt der Kurfürst den Wettergeschädigten zu Hertigswalde auf 1 1/2 Jahr Landsteuern und Zinsen. Bis Ende des 18, Jahrhunderts werden als Besitzer des Erb- und Lehngerichtes Familie Hille und Scheffler genannt.
1829 wird geklagt, daß der Bierschank des Erbgerichts, weil das auf der Anhöhe abseits der Straße liegende Erbgericht für die Reisenden zu beschwerlich zu erreichen sei, in 2 Bierschänken betrieben wurde. Die Heckelsche Schänke am Böhmischen Hauptfußwege im Oberdorfe bestehe schon seit 40 Jahren, die Palmesche an der Böhmischen Pahrstraße im niederen Dorf seit länger als 20 Jahren. Beide werden 1830 verboten. Am 26. Januar 1831 wird dem Erblehnrichter Immanuel Gottlieb Böhme gestattet, seine Befugnis zum Schenken, Musik- und Tanzhalten und Beherbergen auf sein in der Mitte des Dorfes an der Straße liegendes Bauerngut (der heutige Gasthof) zu übertragen. Noch im Jahre 1831 eröffnete der Gasthof Hertigswalde.
Auf Grundlage der Landgemeindeordnung von 1838 erlangte Hertigswalde Selbstständigkeit als Landgemeinde. Diese war 1875 Teil der Amtshauptmannschaft Pirna, die Größe der Gemeindeflur betrug im Jahre 1900 rund 709 Hektar. Im Jahre 1950 wurde Hertigswalde nach Sebnitz eingemeindet, das 1952 Sitz des neuen Kreises Sebnitz wurde.
Von da an bis heute ist Hertigswalde ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Sebnitz.